Klare Sprache, Einfache Sprache, Leichte Sprache

Man stelle sich vor: Eine Stadt entwickelt ein neues Angebot für Migrant*innen, die seit kurzem in Deutschland leben. Eine Forschungsgruppe hat eine Studie zu pädagogischen Methoden abgeschlossen, die für Kita-Erzieher*innen relevant ist. Ein Museum will eine Ausstellung für Jugendliche interessant machen. Nun haben die Leute von der Stadtverwaltung, der Uni und dem Museum jahrelang zu einem Thema gearbeitet und benutzen Fachbegriffe und Konstruktionen, die selbst deutsche Muttersprachler*innen mit Hochschulabschluss nicht immer verstehen – zu dem Zielpublikum gehören aber in diesem Fall Menschen, die erst seit wenigen Jahren Deutsch lernen und/oder eine ganz andere Lebenswirklichkeit haben als die Welten der Verwaltung, Forschung und Kulturvermittlung. Was tun?

Übersetzen!

In die Muttersprachen des Zielpublikums, in ein vereinfachtes Englisch, vor allem aber – in ein anderes Deutsch. Dabei muss man sich am Zielpublikum orientieren: Ist der Text in erster Linie für junge Menschen gedacht? Für alle Menschen ohne wissenschaftlichen Hintergrund? Für Ehrenamtliche, die sich mit dem Thema auskennen, aber keine langen Sätze mit vielen Fachbegriffen lesen wollen? Für Menschen mit geringen Deutschkenntnissen oder mit einer Leseschwäche?

Alexandra lektoriert seit Jahren Broschüren diverser Organisationen (vor allem im Kultur- und Sozialbereich) in Richtung bessere Lesbarkeit. Dabei geht es darum, akademischen Jargon in „Normalsprache“ zu übersetzen und komplizierte Schachtelsätze zu entwirren – und zwar auf Deutsch und Englisch. Bei Bedarf übersetzt sie auch aus einer Fremdsprache in Einfache Sprache; so kann aus einem Fachtext auf Englisch ein für Laien verständlicher Text auf Deutsch werden.

Einen komplizierten Text kann man auf verschiedene Arten und in mindestens drei Stufen vereinfachen. Im Folgenden werden die Unterschiede zwischen Leichter, Einfacher und Klarer Sprache erklärt – und zwar entsprechend der jeweiligen Stufe.

Deutsche Sprache –

Einfache Sprache?

Klare Sprache

Klare Sprache tut allen gut – vor allem Menschen, die nicht vom Fach sind. Dabei muss der Text nicht an Genauigkeit einbüßen. Fachbegriffe lassen sich erklären und Fremdwörter mit einfacheren Wörtern ersetzen. „Klare Sprache“ ist kein klar definierter Begriff. Man könnte auch „verständliche Sprache“ sagen, oder „lesbare Sprache“, oder „deutliches Deutsch“. Einen wissenschaftlichen Text für Laien zu vereinfachen und interessant zu machen – das ist hier oft das Ziel. Museen beispielsweise wünschen sich oft, Texte von Kurator*innen oder Kritiker*innen zu vereinfachen. Von der „Übersetzung in Normalsprache“ können viele wissenschaftliche Artikel profitieren, die sich an ein breites Publikum richten – und alle Texte in den gefürchteten Jargons „Verwaltungssprache“, „Behördensprache“ und „Papierdeutsch“. Die meisten Aufträge dieser Art lassen sich noch als Lektorat bezeichnen, die Grenze zur Übersetzung ist aber fließend.

Einfache Sprache ist noch einfacher. Wer Deutsch erst lernt, versteht sie besser. Sätze werden kürzer. Die Bedeutung wird klarer. Ein Beispiel: „Jemand hat einen grünen Daumen“ ist nicht klar genug. In Einfacher Sprache sagt man: „Jemand kann gut mit Pflanzen umgehen“.

Absätze sind kürzer. Wiederholungen, die beim normalen Lektorieren gestrichen werden, können in Einfacher Sprache nützlich sein. Es ist besser, wenn eine Sache immer den gleichen Namen hat. Menschen lesen gern Texte mit aktiven Verben. Also schreibt die Übersetzerin so einen Text.

Das ist nun nicht mehr Lektorat, sondern Übersetzung in Einfache Sprache. Auch wenn beide Texte auf Deutsch sind, ist der Unterschied zwischen einer durchschnittlichen Broschüre und einem Text in einfacher Sprache groß.

Einfache Sprache

Leichte Sprache ist noch einfacher.

Die Buchstaben sind groß.

Die Wörter und Sätze sind kurz.

Manche Menschen haben Probleme mit dem Lesen.

Andere Menschen können lange Sätze schlecht verstehen.

Leichte Sprache hilft diesen Menschen.

Man kann auch schwere Sachen in Leichter Sprache erklären.

Man sollte dabei an die Leser und Leserinnen denken.

Man muss viele Kleinigkeiten auch streichen.

Texte in Leichter Sprache haben oft Bilder.

* Anmerkung zu leichter Sprache:

Diese Anmerkung ist nicht in Leichter Sprache, da schon das Konzept einer Anmerkung den Grundsätzen der Leichten Sprache widerspricht. Alexandra hat keine formale Ausbildung in Leichter Sprache und bietet keine hundertprozentige Implementierung der Regeln an. Wenn Sie diese brauchen, sind Sie z. B. bei Spezialisten mit einem Siegel des Netzwerkes Leichte Sprache gut aufgehoben. Wie Sie oben sehen, kann sie Ihre Texte aber einer sehr breiten Leserschaft zugänglich machen. Für eine noch bessere Verständlichkeit können Sie die Übersetzung Personen aus Ihrer Zielgruppe vorlegen und um Feedback bitten.

Eine weitere Option ist, einen komplexen Text in ins Englische zu übersetzen und dabei zu vereinfachen. Plain English und Simple English entsprechen den Begriffen Einfache Sprache und Leichte Sprache nicht genau, sind aber ebenfalls Stufen der Vereinfachung. Oft hilft es mehr, an einem Beispiel festzulegen, wie der Wunschtext aussehen soll, statt sich genau an die Vorgaben für Plain / Simple English bzw. für Einfache / Leichte Sprache zu halten. Mit „Basic English“ arbeitet Alexandra bis jetzt noch nicht – hier sind die Vorgaben sehr stringent – ein ähnliches Level der Simplifizierung kann aber erreicht werden.

In der englischsprachigen Welt wird zudem das Konzept „Easy Read“ immer verbreiteter: eine Methode, Texte für Menschen mit Leseschwierigkeiten leichter verständlich zu machen. „Easy Read“ empfiehlt höchstens ein Dutzend Wörter lange Sätze mit jeweils nur einem Gedanken und einem (aktiven) Verb. Im Deutschen Sprachraum wird diese Methode bis jetzt vor allem in Kinderbücher verwendet, in Reihen wie „Leicht zu lesen“, „Super lesbar“ und „Einfach lesen!“ – aber auch andere Texte lassen sich in diese Form übersetzen.

Einfaches Englisch

Was nun?

Wollen Sie ihren Text in Leichte Sprache, Einfache Sprache oder Klare Sprache umwandeln? Wenn Sie nicht genau wissen, welche Art von Zieltext in Ihrem Fall besser ist, kann eine kurze Probeübersetzung in allen drei Varianten sinnvoll sein. Dann können Sie die Übersetzungen vergleichen (am besten mit Hilfe Ihrer Zielgruppe) und entscheiden, was für Ihre Zwecke besser passt. Oder Sie besprechen mit Alexandra per Telefon oder Email, an wen sich Ihr Text richtet – wir freuen uns auf Ihre Anfrage!